Heinz Breloh: Lebensgröße, 1994

Breloh, Lebensgröße, permanent

Bronze; 201 x 159 x 152 cm (H x B x T)

„Sein Werkzeug ist der ganze Leib: Heinz Breloh (1940‒2001) bearbeitete mit der ganzen Kraft seines nackten Körpers nach einer festgelegten Choreographie eine immer fester werdende Gipsmasse. ‚Er umfängt den Klotz mit den Armen, durchstößt ihn mit den Knien, Beinen, Füßen, fährt mit dem Kopf hin und her und schleift so einen waagerechten Abschluss aus (…). Er zieht seine Körperbahn immer mühsamer, langsamer durch das weiße Massiv‘, erinnert sich Prof. Dr. Manfred Schneckenburger, der Breloh einmal im Atelier zuschauen durfte. Als Bronzeabguss bildet das Ergebnis den anstrengenden, brutalen und zugleich intimen Zeugungs- und Geburtsakt der Skulptur ab. Fragen nach Proportionen, Form, Material und Raum stehen hintenan, hier geht’s gleich ums Ganze: In der Lebensgröße entäußerte der Bildhauer sein Selbst.“
(Tankred Stachelhaus)

„Die Arbeit ist dann fertig, wenn zwischen der Arbeit und mir keine Distanz mehr ist.“
(Heinz Breloh)

In dem Buch Skulptur als Körperspur ‒ Heinz Breloh, 2008, schreibt Prof. Dr. Manfred Schneckenburger zum Entstehen der Lebensgröße-Skulpturen von Heinz Breloh:

„In einer festgelegten Choreografie umschreitet, umtanzt der Künstler die weiche Gipsmasse. Er wirft sich mit dem ganzen Körper – Beinen, Hüften, Brust, Rücken, Kopf – dagegen, umfängt den Klotz mit den Armen, durchstößt ihn mit Knien und Beinen, fährt mit dem Kopf hin und her und schleift so einen waagerechten oberen Abschluss aus. Er presst, dreht, windet sich nach einem genau bemessenen Programm an, in und gegen den Block, durchpflügt den Gips nach innen, ertastet und umspannt ihn von außen. Er zieht seine Körperbahn, bis das Material hart und widerständig geworden ist. Die fertige Skulptur hält die Körperform als negatives Volumen fest. Sie ist (im klassischen Sinn von Erinnerung) ein Monument der Körperspur.“

(Aus: Manfred Schneckenburger: Körperhandlungen wider die Apparatenwelt, in: Skulptur als Körperspur – Heinz Breloh, p. 17; erschienen anlässlich der Ausstellungsreihe Heinz Breloh – Skulptur als Körperspur in Bayreuth / Neumünster / Magdeburg / Hilden / Hasselbach 2008‒2009. 112 pp. Mit Vorwort, fünf Beiträgen und 95 Bildern. Grafisches Centrum Cuno, Calbe (Saale), 2008; ISBN 3930030926).

Heinz Breloh schreibt in seiner Theorie zur Skulptur als Prozeß:

„Die Bewegung in der weichen Materie schafft Schatten, Abdrücke, Formen, Wesen der Lust. Im Traum. Das Leben, das Tun ist der schmerzhafte Prozeß ohne Leichtigkeit. Man klammert sich an die Materie, um im Einswerden mit ihr nicht endlos zu stürzen.“

(Aus: Heinz Breloh, Januar 1988; zitiert in: Heinz Breloh der Sechsender – der Sechsender Heinz Breloh; ein Foto-Essay von Steffen Missmahl; 32 pp.; Salon Verlag & Edition Köln 2002 ISBN 3-89770-158-8; vergriffen)

Detaillierte Ausführungen von Manfred Schneckenburger zum Gesamtwerk von Heinz Breloh finden Sie hier.

Weitere Lebensgrößen stehen u.a. in

Hilden, Artikel in der Westdeutschen Zeitung vom 12. Mai 2010 zur Aufstellung einer Lebensgröße auf dem Bahnhofsvorplatz.

Wismar, vor der St. Nikolai-Kirche, siehe hier; Bild hier (Foto: Dr. Vollrath).

Magdeburg und Braunschweig, siehe Beitrag in Wikipedia.

Artikel in der Rheinischen Post vom 28. April 2011 zum Nachlass von Heinz Breloh

Heinz Breloh: Internetpräsenz der Erbengemeinschaft Breloh

Heinz Breloh in Wikipedia

Nach zeitweiliger Abwesenheit der Lebensgröße vom Moltkeplatz fand am 13. März 2016 anlässlich der Wieder-Aufstellung eine Vernissage statt. KaM e.V. dankte der Erbengemeinschaft Breloh und allen anderen Beteiligten, die daran mitgewirkt haben, die Wieder-Aufstellung der mannshohen Plastik auf dem Moltkeplatz zu ermöglichen und damit das Werk für die Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Essen zu erhalten.

Zur Vernissage und den dortigen Erläuterungen zu Heinz Brelohs Werk hier.

Zur Einführung von Manfred Schneckenburger in das Werk von Heinz Breloh hier.

Zum Entstehen einer Lebensgröße hier.